„Kinder, macht euch bereit, spitzt die Ohren, passt gut auf im Unterricht! Jetzt hagelt’s dann wieder Proben!“
Mein Mann legt die Stirn in Falten und schüttelt den Kopf. Wir sitzen am Frühstückstisch. Zwei Erwachsene, drei Schulkinder und ein Glückliches, das gerade noch so in den Kindergarten geht. „Probenhagel?!“
Ach, ist doch wahr!
Die Vorstellung, dass es jetzt bis zu den nächsten Ferien nochmal wochenlang Proben, Schulaufgaben, Tests und Extemporalen, Lernzielkontrollen, Stegreifaufgaben, Lernstandserhebungen oder wie das muntere Abfragen in schriftlicher und mündlicher Form auch heißen mag, hagelt, ist nicht nur eine Schlechtwetterprognose, nein, das ist schlimmer. Das bedeutet ein erhöhtes innerfamiliäres Stresslevel, ein anhaltendes Stimmungstief, gespickt mit nicht angekündigten, aber vorhersehbaren emotionalen Ausrastern auf Kinder- wie auch auf Elternseite. Nach den Ferien schiebt sich der Kalender mit anstehenden Schulaufgabenterminen grundsätzlich vor uns auf wie eine düstere Gewitter-Front.
Wobei ich die unangekündigten Wissensabfragen, wie sie hier unten in Süddeutschland rigoros weiterpraktiziert werden, als besonders unangenehm empfinde. Da wird so mit Angst und Schrecken gearbeitet. Da können die Lehrer:innen noch so freundlich darum bitten, dass die Trennwände aufgestellt werden. Das ist auch für einen tendenziell vorbereiteten, eher guten Schüler zumindest ein kurzer Schreckmoment. Und ich frage mich wirklich:
Muss das sein?!
„Ohne Druck geht garnichts!“, bläst mein Vater ins Horn unseres Schulsystems. Er selbst hätte ganz sicher keinen Schulabschluss, wäre da nicht Herr Oberstudienrat sonstwiewas gewesen, der ihm regelmäßig Beine gemacht und dafür gesorgt hätte, dass er kontinuierlich durchlerne. Wenn mein Vater in allzu angestaubten Schulgeschichten rührt, protestiere ich vehement. Druck ist doch das Dämlichste! Geht da nicht jede Lernfreude flöten?
Wenn uns da also wieder ein Probenhagel bevorsteht, lege ich den Fokus ganz bewusst auf das, was wirklich zählt und mahne meine Kinder schon morgens beim Frühstück: „Köpfe einziehen und durch! Und dass ihr mir auch ja immer schön abschreiben lasst!“ Meine Kinder nicken dann ganz artig im Chor. Wer hier von wem abschreibt oder abschreiben sollte und von wem lieber nicht oder andersrum, das sei mal so dahingestellt. Aber wenn wir irgendwas lernen wollen bis zu den Ferien, dann doch, wie wir gemeinsam ans Ziel kommen. Oder? Bisschen Ohren spitzen schadet aber ganz sicher auch nicht…
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