Es gibt so Tage, da möchte ich gar nicht mal Mäuschen sein, wenn meine Kinder ihren Freund*innen von uns erzählen. Heute ist so ein Tag.
Unsere Tochter bat um Geld für die Mittagspause. Zähneknirschend rückte mein Mann einen Zwanzig-Euro-Schein raus. Bargeld ist besonders kostbar geworden, seit wir es nur noch selten brauchen. Auch er zahlt in der Kantine mittags bar, was die Bedeutung dieses letzten Scheins im Portemonnaie nur noch erhöht. Mittagessen oder kein Mittagessen, das ist hier die Frage, denn in unserem Alltag ist gerade kein Platz für Extrawege. Noch am Bankautomat vorbei? Is nich.
Grundsätzlich ist aber auch noch nicht die im Gesamtzusammenhang entscheidende Frage einvernehmlich geklärt: Müssen sich unsere Kinder mittags was zu essen holen? Lieber würden wir was mitgeben. Nur will keiner von uns vorkochen. Wann sollen wir denn bitte auch noch vorkochen?
„Hol dir doch eine Semmel im Pausenverkauf“, werfe ich wohlweislich eine günstigere Alternative in den Raum. Aber klar. Wenn der vietnamesische Imbiss auf halber Strecke zum Nachmittagssport liegt, würde ich da auch lieber Sommerrollen essen gehen. Zumal unsere Tochter und ihre Freundin sich eine Portion teilen. Eine gesunde Portion, will ich an dieser Stelle ergänzen. Und betonen: Ein geteiltes, gesundes Mittagessen ist elterlicherseits unbedingt zu unterstützen!
Nur was, wenn alle vier Kinder das irgendwann einfordern?
Was wiederum das gute Recht der jüngeren Geschwister ist, wenn es doch der Großen zugestanden war. Ich mach‘ mir mittags zuhause was. Auch, weil ja immer mindestens ein wechselndes Kind nach der Schule nach Hause kommt. Manchmal wäre es mir lieber, alle kämen zum Mittagessen heim. Wo ich ja eh schon koche / kochen muss. Aber das ergibt an manchen Tagen einfach keinen Sinn. Das wären unnötig hektische Extrawege. Und dass alle mittags nach Hause kommen, haben wir auch immer wieder mal, und dann wünsche ich mir regelmäßig, sie würden mittags alle auswärts essen, noch ehe die Erste auch nur an der Tür klingelt.
Mein Mann und ich gucken an diesem Tag jedenfalls einem weiteren Zwanzig-Euro-Schein hinterher, der da zur Tür hinaus flattert. Geldscheine rücken wir hier selten raus und vieles müssen unsere Kinder vom Taschengeld bezahlen. Das finde ich auch richtig so. Meine Kinder finden das oft doof. Immer wieder kommt mir darum auch zu Ohren, wir seien ja schon sehr streng. Jo, denke ich dann. Manchmal sind wir sogar sehr streng. Zum Beispiel wenn es darum geht, dass die Handys ab halb acht im „Ständer“ stehen. „Ständer“, das ist die kleine Pappschachtel mit vier Schlitzen, die eine unserer Töchter einmal gebastelt und mit der Aufschrift „Handy-Station“ versehen hat. Sie ist geblümt und sehr hübsch, steht bei uns im Flur und hat eigentlich nur ein Manko: Da ist kein Ladekabel integriert, schon gar nicht vier. Denn vier Handys kursieren mittlerweile in diesem Haushalt und das sind eine Menge, wenn es darum geht zu überblicken, wer wann wie lange am Bildschirm hängt! Drei Regeln gibt es darum bei uns, mit denen wir es sehr streng halten: „Regel Nummer 1: Kein Handy im Bett. Regel Nummer 2: Kein Handy am Tisch. Regel Nummer 3: Kein Handy auf dem Klo.“ Plus: „Alle Handys in den Ständer ab halb acht!“
Ist das zu streng? Unsere Kinder meinen: Ja.
Dabei empfinde ich uns eigentlich als ziemlich locker, wenn es um diese Handysache geht. Unsere Kinder bekommen welche! Traditionell zum zehnten Geburtstag. Ich halte das rückblickend für zu früh, würde das anders machen, aber in einer Sache bin ich noch strenger als in der Handysache: gleiches Recht für alle! Das heißt, auch die kleineren Geschwister werden zum Zehnten ihr Gerät bekommen. Aber wie schon zuvor werde ich lange Reden halten. Und nicht müde zu erklären, warum ich das für zu früh halte. Was wiederum erklärt, dass wir hier sehr streng sind.
Dann leite ich immer auch gerne über zu den Themen, bei denen ich uns für ziemlich entspannt halte. Zum Beispiel beim Thema Körperhygiene /-pflege. Ich unterteile da streng. Hygiene wichtig, Pflege schön, Haarekämmen gehört nicht zwingend dazu. Die Regel lautet: „Erst die Zähne, dann die Haare!“ Was bedeutet, dass unsere Kinder meist ziemlich zerzaust in Kindergarten und Grundschule ankommen oder ankamen. Sobald die Kinder größer werden, wird aus o.g. Regel zwangsläufig ein: „Erst die Zähne, dann die Mascara!“ Wobei ich Wimperntusche sage. Meine Töchter lehren mich. Erstaunlicherweise reicht die Zeit plötzlich jeden Morgen noch sowohl für die Haare als auch für die Mascara...
Also sind wir nun streng / zu streng? An manchen Tagen sind wir in den Augen unserer Kinder wohl die strengsten Eltern der Welt. Die Freund*innen meiner Kinder werden dir das bezeugen, wenn du sie fragst. Aber das ist wenn überhaupt nur eins: total okay.
Wenn du lieber hörst, findest du "Mama-Mut to go" auch bei Spotify, Apple Podcasts & überall, wo du sonst so Podcasts hörst! Hier geht's zum Mini-Podcast...