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Autorenbildmadamedamm

Mama mit Luft nach oben

Ich bin Mutter von vier Kindern. Ich habe weder ein Diplom in frühkindlicher Förderung noch einen Thermomix.

madamedamm lachend in einem Pullover mit bunten Ärmeln

Den richtigen Umgang mit Wutanfällen schlage ich nicht im Erziehungsratgeber nach. Genauso wenig wie die Musterantworten auf die Fragen meiner Kinder bei Wikipedia. Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch heraus und ja: Ich bin zufrieden mit „ein bisschen gut“ und nicht traurig über „gar nicht mal perfekt“. Statt mich zu geißeln, sehe ich mütterlichem Ehrgeiz so gelassen entgegen wie meinem Spiegelbild. Denn hey: Sind wir nicht alle ziemlich toll? Und abends einfach müde?

 

Definitiv weise ich als Mutter Optimierungspotenzial auf.


Aber ich vertraue darauf, dass schon alles gut gehen wird. Auch wenn ich – aus Gründen, die viel mit Zeit, Kraft, Lust und Nerven zu tun haben – abends nicht sagen kann, ob alle Kinder ihre Apfelschnitze hatten. Oder ob sie die Hausaufgaben (richtig) gemacht haben. Genauso wenig kann ich sicherstellen, dass meine Kinder mit drei Jahren Rad fahren oder ihren Schwimmkurs mit einem Seepferdchen abschließen. Ich muss mich verlassen. Auf mich und mein Bauchgefühl. Auf meine Kinder und alle, die in ihrem Leben eine Rolle spielen. Die Kompetenz der Lehrerin, wenn es darum geht, dass sie lesen und schreiben lernen. Das Eheversprechen meines Mannes, wo er mich meist zerzaust und in ausgebeulten Jogginghosen sieht. Das Verständnis meiner Schwiegereltern, wenn es Fertigkuchen gibt und den Humor meiner Freundin, wenn ich mal wieder nicht zurückrufe.

 

Doch sobald ich heraustrete aus meinem kleinen Familienkosmos, rauschen mir Erwartungen entgegen:


Die Gesellschaft hat genaue Vorstellungen von mir in meinem Muttersein. Pädagogen winken mit Studien und propagieren immer neue Erziehungsmethoden. Und dann sind da noch all die anderen Eltern. Die mir leuchtende Vorbilder sind, aber auch täglich meine eigenen Unzulänglichkeiten und Versäumnisse vor Augen führen. Einfach weil sie Dinge gut machen, die ich nicht, nicht gut oder nicht so gut mache wie sie. Manchmal fühlt es sich da draußen so an, also würde immerzu und überall einer brüllen: "Das geht besser! Daaa ist noch Luft nach oben!"

 

Aber mal ehrlich: Muss ich das alles mitmachen? Muss ich das alles sein? Das alles erfüllen?

 

Immer öfter spüre ich, es ist genau die Luft, die ich bewusst nach oben lasse, die mich glücklich macht. Mich als Mutter und uns als Familie. Die Kinder sind fein (mit sich) und mögen mich (oft). Sie haben Freunde wie Talente und sieh mal einer an: Sie lesen Bücher, fahren Rad und schwimmen frei (zu deiner Beruhigung: Das war auch bei uns streckenweise überhaupt nicht abzusehen!).

 

Mit meinem Podcast will ich dich herzlich einladen, überhöhte Ansprüche an dich selbst abzulegen. Aufdass du frei atmest, anstatt atemlos zu eifern. Denn Muttersein ist weder eine Leistungsshow, noch erfordert es ein pädagogisches Hochschulstudium. Oder wie siehst du das?

 

"Es ist nicht so leicht, es leicht zu nehmen," mahnt meine Freundin.

 

"Die Frage ist ja auch, woher diese Erwartungshaltungen eigentlich kommen," bohrt die nächste ganz richtig.


"Also das mit dem Thermomix, das nimmst du zurück. Der ist der Einzige, der mich im Alltag verlässlich unterstützt," droht mir die Dritte und ergänzt: "Kauf' dir jetzt endlich mal einen!"

 

"Wer guckt denn noch was bei Wikipedia?", legt auch die Vierte die Stirn in Falten, als ich sie frage, ob ich nicht doch hin und wieder eine Antwort auf die Fragen meiner Kinder nachschlagen sollte.

 

"Und hm. Betrachte ich mich wirklich immer so gelassen im Spiegel wie ich es hier schreibe?," packe ich mich zuletzt selbst bei der Nase.

 

Gute Fragen. Begründet und berechtigt. Es ist verdammt noch mal nicht leicht, das Leben, den eigenen Alltag, seine Hürden leicht zu nehmen. Es gibt individuell erschwerende Umstände, aber auch viele Themen, die uns wohl alle fordern. Ich sag nur: Schule. Aber der Weg ist das Ziel, denke ich. Und manchmal steckt die große Leichtigkeit in ganz kleinen Dingen. Vielleicht lassen sich all die kleinen Dinge zusammenfassen unter einem Dach: Wir dürfen freundlich mit uns sein. In diesem ganzen Wahnsinn ruhig ein bisschen gnädiger mit uns selbst.


Manchmal schlage ich übrigens schon etwas nach. Weniger bei Wikipedia. Meist direkt über die Google-Suchzeile auf meinem Handy. Dann setze ich gerne ein „einfach erklärt für Kinder“ hinter den Suchbegriff. Nicht wegen der Kinder. Ich will es einfach selbst leicht verstehen können!


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