Kinder bringen einen Haufen Kompetenzen mit, wenn es darum geht, glücklich und zufrieden das eigene Leben zu leben und sich mutig den Herausforderungen des Alltags zu stellen.
Sie leben im Hier und Jetzt. Sie wissen, was sie wollen. Sie erfreuen sich an kleinen Dingen. Nehmen ihre Bedürfnisse so ernst wie wahr. Und setzen sich – zur Not lautstark! - für sie ein. Optimismus ist ihre Grundhaltung. Aber Achtung: Ihre Sicht auf die Dinge ist weder naiv noch zu verwechseln mit einer überdrehten Good-vibes-only-Haltung. Denn: Kinder geben allen Gefühlen ihren Raum. Noch dazu können sie die erstaunlich gut benennen!
"Mir wächst schon ein Bart!"
Vielleicht erinnerst du dich? Einmal erzählte ich hier im Podcast von einem Streit zwischen meiner Tochter und mir; einem Streit von ganz besonderer Schärfe. Alle Wut meiner Tochter entlud sich in einem Brief, den ich abends auf meinem Kopfkissen vorfinden sollte: „Ich bin so sauer, mir wächst schon ein Bart!“ Darunter eine fieses Selbstportrait mit Blitzen in den Augen und, ja, einem stoppeligen Dreitagebart. Seither befühle ich mein Kinn, sobald ich mich doll ärgere. Aus Angst, mir wüchse wirklich einer!
Völlig klar: Als Eltern haben wir es oft nicht leicht.
Aber nach 12 Jahren Mutterschaft kann ich mit Gewissheit sagen: unsere Kinder auch nicht. Umso faszinierter beobachte ich meine Töchter, ihre Freunde und Nachbarskinder und stelle immer wieder fest: Die kommen erstaunlich gut klar! Da können wir uns eine Scheibe abschneiden, z.B. wenn es darum geht, Gefühle zuzulassen, uns die der anderen bewusst zu machen, auf uns zu vertrauen undunseren Selbstwert aus uns selbst heraus zu generieren.
Unsere Fünfjährige wird mir zum leuchtenden Vorbild, wenn sie mir auf dem Weg zum Kindergarten erzählt: „Ich kann schon Geige spielen. Gestern gelernt!“ Oder ihre zehnjährige Schwester, wenn sie die Dinge, die sie nicht ändern kann, achselzuckend hinnimmt, ohne sich weiter zu grämen: „Ist halt so!“
Noch dazu springen Kinder mutig ins kalte Wasser. Regelmäßig höre ich sie Sachen sagen wie: „Ich weiß nicht, wie das geht, Mama. Aber macht nix. Ich probier‘s jetzt einfach mal.“ Mit dieser Methode feiern meine Kinder Erfolge! Neulich war ich höchst alarmiert, als unsere Siebenjährige ankündigte, die selbstgebastelte Klappkarte – bestehend aus Deckblatt und beschriebenem Innenteil – farbzukopieren. Schließlich plante sie, 17 Familien zu uns einzuladen, und 17 Mal denselben Text zu schreiben, dasselbe Bild zu malen, das ergab für sie nun wirklich keinen Sinn, wo wir doch einen Drucker hätten. „Ja klar, Mama, ich kopier‘ das einfach!“, so ihre erleuchtende Idee.
Nur Mut an der Maschine!
Ich bekam Schnappatmung beim Gedanken an unsere von jeher knapp bemessenen Papier- und Patronen-Bestände. Aber ehe ich mich versah, hatte unsere Tochter mittels einiger weniger Fehlversuche herausgefunden, dass der Drucker das Papier von der Unterseite her bedruckt, und schwuppdiwupp wusste sie das einseitig bedruckte Blatt Papier so einzulegen, dass auch die Rückseite – wohlgemerkt: spiegelverkehrt! – bedruckt wird. Ehe ich mich versah, flatterten uns 16 DIN A4-Seiten entgegen, die sie ruckzuck zu Einladungen faltete, die dem Original in nichts nachstanden. Hallo? Das will ich mich mal trauen!
Apropos Mut: Kinder trauen sich nicht nur was, Kinder vertreiben sich noch dazu Kummer und Sorgen mit einer ordentlichen Portion „L.m.a.A., bis morgen!“ Dabei richten sie den Blick stets nach vorn und ziehen freundlich durch die Welt. Dankbar sind sie nicht immer, „aber schon auch oft“. Zumindest wenn man den Worten unserer Großen glauben mag…
Ich denke, als Erwachsene sind wir alles in allem gut beraten, wenn wir mit einem Ohr nah dran sind an unseren Kindern und die Welt immer mal wieder durch ihre Augen zu betrachten versuchen. Denn der Blick von Kindern erweist sich oft als erstaunlich klar - und lösungsorientiert. Mein Learning für diese Woche: Wut großzügig entweichen lassen, um unkontrollierten Haarwuchs im Gesicht zu vermeiden, und ruhig auch mal ein bisschen Mut an der Maschine. Doppelseitig farbdrucken? Kann klappen!
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