„Alle da, wo sie hingehören?“, frage ich meine Freundin am Telefon und sie lacht. Klar lacht sie, denn glücklicherweise sind heute, am ersten Schultag nach den großen Ferien, alle gesund und munter zum ersten Mal nach langen Wochen wieder ihrer eigenen Wege gegangen.
Sieben Wochen sind es jetzt bis zu den nächsten Ferien. Sieben Wochen, in denen es Proben hageln wird, wir uns nicht länger ausruhen können auf vormals erreichten Klassenzielen, Zeugnissen, die schön so mittel waren, oder der Tatsache, dass Kinderköpfe wirklich auch mal Pause brauchen. Lernfreie Zeit. Davon bin ich überzeugt. Noch immer hat jedes einzelne unserer Kinder eine Entwicklung durchgemacht über den Sommer. Nach den Ferien stehen wir ganz anders da. Gefestigter. Reifer. Und auch gelassener. Und das nicht etwa, weil wir die Ferien dafür genutzt hätten, versäumten Lernstoff nachzuholen oder uns gar schon fürs kommende Schuljahr fit zu machen. Nein, ganz im Gegenteil! Wir haben einen ordentlichen Sprung gemacht, sind gereift, gerade weil wir das eben nicht getan haben. Wir haben ausgeschlafen. Gefaulenzt. Zeit miteinander verbracht.
Um dann kurz vor Ferienende Panik zu kriegen!
In den letzten Tagen vor Schulbeginn das 1 x 1 abfragen. Feststellen: Das kriegen wir jetzt so schnell auch nicht mehr hin. Auf die Vokabeln verwiesen, die wir dringend nochmal wiederholen sollten. Um uns dann auf die Vokabeln des letzten Kapitels zu beschränken, die vor Ferienbeginn noch auf waren als wir uns gedanklich längst am Strand lang machten. Mehr ist jetzt auch wirklich nicht mehr möglich. Selbst diese zwölf Vokabeln sind schon ne Nummer. Das Übungsheft mit dem schönen Titel „Fit für die sechste Klasse!“ aus den Tiefen meines Kleiderschranks (Ja! Was ich darin alles horte! Unglaublich! Unsäglich!!) hervorgekramen. Um schnell festzustellen, dass ich mein Kind nicht nur schwer ermuntern kann, sondern noch dazu verunsichere mit meiner plötzlichen Ferienendpanik!
Also erneuere ich das Washi-Tape, mit dem das 1 x 1 bei uns auf dem Gästeklo befestigt ist. Es ist ein fröhlich-frisches Neonorange, das sogar im Dunkeln leuchten kann.
Ich packe das Übungsheft zurück in den Schrank und kaufe einen Schwung neuer Vokabelhefte. Wir fangen jetzt von vorne an.
„Kinder, wir machen jetzt einen Tag nach dem anderen.“ Das sage ich nun wieder jeden Morgen. Und dann setze ich mich hin mit meinem Kaffee. Warum? Weil ich das für essenziell wichtig halte im Leben. Dass wir das Rad anhalten können, wenn es sich zu schnell für uns dreht. Weil ich will, dass meine Kinder das in fordernden Zeiten auch für sich selbst tun können. Sich hinsetzen. Runterkommen. Einmal durchatmen. Einen Tag nach dem anderen angehen!
Und auch heute Abend, wenn wir unsere müden Häupter auf die Kissen legen werden, die Kinder mit neuen Vokabeln überschüttet wurden, die Lehrerin ein morgendliches Kopfrechen-Turnier ausgelobt hat und auch das letzte Kind gemerkt hat: Das mit dem Übungsheft wäre womöglich eine gute Sache gewesen in den Ferien, werde ich nicht müde zu wiederholen – mehr für mich: „Heute ist ein Tag. Und morgen kommt ein neuer!“ und wenn die Kinder alle da sind, wo sie hingehören (nämlich ab 7.30 Uhr zur Tür hinaus!), schau ich, wie wir hier weitermachen. Was meinst du? Ist das ein Plan?
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