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  • Autorenbildmadamedamm

Das leidige Lied vom Herbst

„Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da!“, trällert unser Kindergartenkind morgens und rollert fröhlich durchs bunte Laub, stopft sich zwei dicke Kastanien in die Jackentaschen, eine links, eine rechts.

madamedamm guckt in den Herbsthimmel
Hallo Herbst. Ob ich dir was pfeife?

Dann denke ich, ja, doch, der Herbst ist auch schön. Irgendwie. Im Gegensatz zu meinen Kindern muss ich mich nur jedes Jahr von Neuem auf die Gefühlswelt einstellen, die da mit ihm einhergeht.


Herbstgedanken grob gestrickt


Uns Erwachsenen bringt der Herbst lecker Kürbissuppe, ein oder zwei sehenswerte neue Serien und allerhand bunte Einrichtungskataloge. Die Strickjacke wird mir zur guten Freundin wie auch die Thermoskanne, die von jetzt an wieder majestätisch auf meinem Schreibtisch thront.


Spätestens die Wärmflasche darunter macht Schluss mit dem Rest vom Sommer. Selbst die Erinnerung an ihn und seine wunderbare Leichtigkeit verblasst. Große Themen werden wieder präsenter, da sind wieder ernstere Gedanken, die Schule, allerhand Neubeginne und Sorgen um das, was ist und das, was vielleicht kommt.


Logo, Herbst. Da ist das so.


Dass ich über dieser Erkenntnis nicht verzweifele, dafür sorgt seit vielen Jahren ein kleiner, vergilbter Zeitungsschnipsel, der an meinem Sekretär pappt und zu rascheln beginnt, wenn kühl die erste Herbstluft zum Fenster hereinweht, wenn ich morgens unser Wohnzimmer lüfte.


„Die Blätter fallen von den Bäumen, die Tage werden kürzer, sanft trübt das Gemüt sich ein“, leitet der mir unbekannte Autor seinen Artikel ein. „Der Mensch denkt, logo, Herbst. Da ist das so. Dunstumweht ist seine Psyche. Der Mensch seufzt, schöner Mist, so geht das jetzt bis März.“


Einmal Schwermut mit Zimt und Zucker, bitte!


Wenn ich das lese, muss ich schwer schmunzeln. Oft lachen. Genau so fühlt der Herbst sich für mich an. Und jetzt kommt’s: Das darf er! Das ist normal. Ein bisschen Schwermut gehört zum Herbst wie die ersten Gerichte mit Zimt und Zucker. Wir dürfen nachdenklicher werden, ein bisschen passiver, gemütlicher, wir dürfen uns verkriechen, ja, sogar ein bisschen ungesellig sein. Zugeben, dass wir von nun an am liebsten abends auf der Couch rumlungern. Und uns das zugestehen. Das ist okay. Das brauchen wir jetzt. Schließlich… ist der Herbst jetzt da! Vielleicht hat meine Tochter Recht und es ist an der Zeit, ihn fröhlich zu besingen! Der Herbst, der Herbst…


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