
Es war ein Morgen Anfang Mai. Das Wetter wusste nicht, wohin es wollte. Mal fiel ein Sonnenstrahl zum Fenster hinein, dann klopften dicke Regentropfen an die Scheibe. Meine Mutter und ich saßen bei einem Hörnchen und Kaffee, schuckelten im Wechsel den Säugling, der uns da gerade in die Wiege gelegt worden war. Das Wetter war uns egal. Da kam Hanno, ein Schulfreund meines Mannes. Er hatte im Rahmen seines Psychologiestudiums ein Seminar in München besucht, bei uns übernachtet, nun stand er da. Eine Tüte links, eine Tüte rechts, bereit, den Zug zurück nach Berlin zu besteigen.
„Krasse Sache, so unvorbereitet auf diese Welt geworfen zu werden“, lachte er mit Blick in den Stubenwagen. „Was ihr da macht, das bringt’s!“ Hanno zwinkerte uns wissend zu und zeigte auf das kleine, feine Frühstück vor uns. Meine Mutter und ich blickten uns fragend an. Sahen an uns hinab, wie wir da saßen – im Bademantel - vor unseren Tassen.
„Wer achtsam ist und für sich sorgt, der ist gewappnet.“
Meine Mutter nahm einen Schluck Kaffee, ich biss in mein Croissant. Was sollten wir dazu sagen?
Kaffee macht Kinder stark
„Resilienz ist nicht angeboren,“ führte Hanno seine Gedanken weiter aus. Wir staunten nicht schlecht. Sollte das heißen, Kaffeetrinken sei gut fürs Kind?
„Resilienz nennt man die psychische Widerstandskraft eines Menschen,“ erklärte uns Hanno. „Die Fähigkeit, Schwierigkeiten und Krisen zu bewältigen, sich wieder zu erholen, sogar gestärkt aus ihnen hervor zu gehen, mitunter an ihnen zu wachsen.“
Toll! Resilienz! Die wollte ich für mein Kind haben!
„Wenn du auf dich guckst und für dich sorgst, dann wird dein Kind das auch so für sich tun.“ Zart strich er meinem Baby über die milchschwere Wange. Und weg war er, zur Tür hinaus mit seinen Tüten. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Jetzt war unser Baby wach!
„Sch-sch,“ sprang meine Mutter auf. Der Regen peitschte ans Fenster. „Geh du mal in Ruhe duschen, mein Schatz!“, sagte meine Mutter zu mir. An diesen Tag vor vielen Jahren im Mai muss ich oft denken. Wenn ich mir in den unmöglichsten Momenten einen Kaffee koche. Oder am Ende eines Katastrophentages zum wiederholten Male dusche. Ich tu’s für mich, so tu ich‘s für meine Kinder. Aufdass sie auch klar kommen, wenn’s mal knallt!
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