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  • Autorenbildmadamedamm

Wie ich schimpfe

Ich bin hier der Depp vom Dienst. Ich wische, kehre, sauge, koche, verwöhne, unterstütze, bringe, hole, besorge. Zum Dank werde ich nicht geherzt, sondern wüst beschimpft.

Mal ehrlich? So gar nicht durch die Blume.

Wenn meine Kinder mich anbrüllen,

brülle ich manchmal zurück. So geschehen gestern über den Mathe-Hausaufgaben. Meine Tochter ist acht Jahre alt und besucht die zweite Klasse der städtischen Grundschule.


Uns beide verbindet viel. Wir lieben Buchstaben, haben’s dafür nicht so besonders mit den Zahlen. Ich verstehe sehr gut, wenn mein Kind vor Wut aus der Haut fährt, wenn ein mühsam errechnetes Ergebnis nicht stimmt. Gestern radierte sie sich in Rage, völlig außer sich ob der 76, die da eine 87 sein sollte.

„Ist doch scheiße einfach nur, Mama!“, brüllte sie und schrubbte rigoros alles vom Blatt, was wir mit vereinter Hirnkraft in der letzten halben Stunde erarbeitet hatten.

„Dann mach deinen Scheiß doch allein!“, brüllte ich zurück und schlug die Faust auf den Tisch, dass der Spitzer nur so flog. Was für ein Auftritt! Vor Schreck rechnete die ganze Familie bis zum Abendessen durch. Selbst die Kleinen ritzten solidarisch Zahlen in ihr Malpapier.


Die gesammelte Scheiße des Tages


Manchmal hilft die Herrschaft in Angst und Schrecken, möchte ich jetzt meinen. Aber… vertrackte Sache. Sicher sollte ich mich entschuldigen. Es ist nur einfach so, dass ich in Momenten wie gestern die gesammelten Vorwürfe des Tages in mir trage:

„Das schmeckt scheiße, Mama!“

„Du bist so ungerecht, Mama!“

„Ja, ja, Mama, immer bin ich die Böse und die ist die Liebe!“


Verfolgt bis ins Bett


Gut war auch der Brief, den ich kürzlich auf meinem Kopfkissen fand:

„Das ist so gemein, Mama, dass wir nicht glotzen dürfen! Ich bin so sauer auf dich, mir wächst schon ein B-A-R-T!“

Darunter ein Selbstportrait meiner Tochter mit Dracula-Zähnen, Bartstoppeln und fiesen Blitzen in den Augen.


Fakt ist: Ich schimpfe. So schimpfen meine Kinder. Manchmal denke ich darüber nach, ob ich gerecht in alle Richtungen schimpfe oder ob ich ungerechterweise tatsächlich verstärkt in eine bestimmte Richtung schimpfe. In die der Älteren, der Lauteren oder einfach nur der Stärkeren. So bleibt zu hoffen, dass sich mein Geschimpfe am Ende des Tages zumindest annähernd gerecht verteilt haben wird auf alle meine Kinder.

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