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  • Autorenbildmadamedamm

Bin ich hier die Lehrerin?

Wir machen Hausaufgaben oft bäuchlings auf dem Boden liegend. Ich sage „wir“, denn das klingt nicht so als würde ich meine Kinder beim Thema Schule alleine lassen. Was ich de facto tue. Denn ich kann einfach nicht nochmal zur Schule gehen. Schon gar nicht viermal!

Bleistifte in Utensilo
Wir versuchen's mit gespitzten Minen

Ich freute mich wie ein Schnitzel als die Lehrerin beim Elternabend verkündet: „Ihre Aufgabe als Eltern ist es zu schauen, dass die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht haben. Punkt.“ Mein Po saß direkt gemütlicher auf dem viel zu kleinen Grundschulstuhl.


Hausaufgaben machen bei uns die Kinder


Ja, ich gebe zu: Ich zähle zu denen, die Grundschule noch ganz niedlich finden. Meine Kinder gehen gerne hin und wenn wir mal in der ein oder anderen Förderstunde landen, dann nehmen wir das Angebot dankend an. Auch wenn mir meine Tochter im Brustton der Überzeugung erzählt, der Lehrerin sei die Neunerreihe im 1x1 nicht so wichtig, da müsse sie nicht hin. Aha. Für meine Aufgabe in diesem ganzen Schulsalat halte ich es, für gute Stimmung zu sorgen. Hausaufgaben machen bei uns die Kinder. Wenn sie nicht weiterwissen, Fragen haben, dann bemühe ich mich, irgendwo in der Nähe zu sein. Am Schreibtisch oder hinterm Bügelbrett.


Warum ich manchmal spitze


Auch wenn eine andere Lehrerin mal meinte: „Sie spitzen die Stifte und das war’s.“ Ich muss zugeben, im ersten Moment dachte ich: „Was? Spitzen können die doch wohl selbst!“ Aber manchmal, da ist das bei mir wie eine Übersprunghandlung: Wenn meine Kinder zum Beispiel mit den Primzahlen kämpfen, kann ich nur daneben sitzen und spitzen.


Es tut mir leid, aber ich weiß einfach nicht, ob die 287 eine Primzahl ist und ich habe auch keine Idee, wie ich das rausfinden soll. Doch, Halt, einmal fragte ich in meinem Freundinnenkreis herum: „Sagt mal, ist die 287 eine Primzahl?“ Ich habe viele echt mathefitte Freundinnen, ich hatte da große Hoffnung, dass zumindest eine uns auf die Zahlensprünge helfen kann. Aber Fehlanzeige. Mein Fazit: Wenn die das nicht wissen, müssen meine Kinder das auch nicht.


Mit dem Übertritt, da ändert's sich


Wir seien weder Ersatz-, noch Nachhilfelehrer, sagte die Klassleiterin beim ersten Fünftklass-Elternabend. Puh, da war ich vielleicht erleichtert. Ich hatte mit anderem gerechnet. Trotzdem wollte ich meiner Tochter beistehen. Weil sie nur noch mit Kugelschreiber in ihre Hefte schmiert, kann Spitzen nicht mehr mein Beitrag sein. Dafür packten wir die ersten Wochen im neuen Schulalltag gemeinsam abends den Ranzen für den Folgetag. (Randbemerkung: Das glaubst du jetzt vielleicht nicht, aber wir waren Stunden beschäftigt!)


Was sich geändert hat mit dem Übertritt? Der Fünftklass-Stuhl fühlt sich beim Elternabend plötzlich sehr groß an unter meinem Po. Aber ich bin sicher, da wachsen wir rein. Was ich dafür tun kann? Vertrauen. Dass wir uns da schon irgendwie durchwurschteln. Und dass es reicht, wenn ich mein Kind zuhause empfange und in den Arm schließe, wenn’s in der Schulaufgabe nicht gut lief oder der lange Schultag einfach nur anstrengend war. Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur hoffen, dass die anderen bereits ihre Hausaufgaben gemacht haben. Andernfalls bleibt mir nur noch zu spitzen.


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