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Von einer schönen Begegnung im Café

Autorenbild: madamedammmadamedamm

Einmal hatte ich eine schöne Begegnung in dem kleinen Café am Ende unserer Straße. Ich habe da oft schöne Begegnungen, aber diese eine, die war besonders für mich.


Ich war an diesem Tag spontan dort – auf Geheiß meiner Freundin. Also saßen wir da, in stiller Eintracht, unter uns die Krümel, um unsere Beine kleine, kletternde Kinder. Vor uns dreimal Milchschaum im Espresso-Tässchen, zwei Brezen, zwei Päckchen Butter, ein Croissant mit Zuckerstreuseln, ein weiteres dick gefüllt mit Aprikosenmarmelade. Der Kaffee dampfte in unseren Tassen. Draußen trommelte der Regen ans Fenster.

 

Da begann das Glöckchen im Türrahmen vorfreudig zu bimmeln.


Ein Mann trat schwungvoll herein, 30 vielleicht, deutlich jünger als wir, die beiden Mütter, die da wie die Hühner auf der Stange im Fenster saßen und im Gleichtakt ihre Brezen mit Butter beschmierten. Der Mann schüttelte sein nasses Haar und schwang sich auf einen freien Fensterplatz. Freundlich bestellte er einen Cappuccino und das Panino aus der Auslage dazu – gerne warm. „Und dann nehme ich noch das Buch da!“ Das Buch, auf das er zeigt, war das einzige im Laden. Lässig lehnte es an einer Blumenvase, auf Augenhöhe, direkt neben den Flaschen mit kaltgepresstem Olivenöl. Entschlossen schnappte er es aus dem Regal hinter sich.

„Das Buch?“, hallte es verblüfft nach in meinem Ohr. Da hörte ich auch schon die fröhliche Stimme der Ladencafébesitzerin: „Gerne! Da drüben sitzt übrigens die Autorin!“

„Ach, echt?“, fragte der junge Mann jetzt neugierig und lehnte sich weit auf seinem Stuhl zurück. Ich winkte schüchtern über die bekrümelten Kinderköpfe zu ihm hinüber.

„Kriegt meine Frau,“ sagte er und streichelte dem Baby, das er schlafend unter der Regenjacke trug, zärtlich über den kleinen Kopf. Erst jetzt sah ich das niedliche Bündel, das ihm da zum Kragen herauslugte.


„Ehrlich wahr? Das haben Sie geschrieben?“ Erfreut blickte er mich an und begann im selben Moment auch schon, im Buch zu blättern.


„Moment… Das eine hier, das hat mir gut gefallen!“ Er biss sich auf die Unterlippe, blätterte vor, blätterte zurück, bis er die Seite fand, die er suchte. „Wir ziehen immer an der Klamotte, nie am Kind!“, las er laut vor. „Wir wussten am Anfang wirklich nicht, wie wir sie aus diesem winzigen Body kriegen sollen!“ Zart zupfte er seiner Tochter am Ärmel, streichelte ihre winzige Hand. Dann sprang er auch schon zwei Seiten im Buch zurück. „Und mit dem hier, mit dem hier haben Sie mich drangekriegt!“ Er tippte auf ein Rezept auf Seite 84. „Meine Frau liebt French Toast! Und hasst Bananen,“ zwinkerte er mir zu.

„Ich mag, dass er „wir“ sagt. Ich mag, dass er lacht. Und ich mag, dass er seiner Frau eine Freude macht,“ dachte ich in diesem Moment. Dass er ihr auch noch ein Buch mitbrachte – meines! – erfüllte mich mit leisem Stolz.

„Dein Kaffee wird kalt,“ mahnte meine Freundin.

„Warum siezt der mich?“, fragte ich.


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