Ich brauch ja immer ein bisschen, um in Frühlingsform zu kommen. Ehe ich meine Füße in Sandalen stecke, lackiere ich mir die Nägel in einer ersten vorsichtigen Farbe. Rosa. Rot scheint mir noch zu forsch für den April.
Dann krame ich im Schrank nach bunten Blusen. Wühle mich vorbei an all dem Grau und Schwarz und Blau vergangener Wintertage. Schon richtig, so langsam darf wieder ein bisschen Farbe ran an mich. Das sagen auch die Kinder!
Die Nase der Sonne entgegen
Wenig später ist da dieser eine erste Sonnenstrahl seit Langem. Für einen Moment bleibe ich stehen, schließe die Augen und strecke die Nase. Der Geruch von Frostschutzmittel steigt mir so schnell in die Nase wie der mahnende Ton der Erzieherin in mein Ohr: Es ist gleich vier! Ach, stimmt ja, denke ich, und sause weiter auf meinem Mama-Mobil in Richtung Kindergarten – so schnell, dass die Pfützen von unten nur so spritzen.
Der Frühling, der steht immer schon lange auf dem Papier, bevor ihn auch nur irgendwer annähernd spürt. Weil: Da sitzt ja noch der Winter in den Ritzen. Immerhin klebt da auch noch eine ordentliche Portion Sahara-Sand. Im Gegensatz zu Schnee und Regen verströmt der immerhin ein bisschen Weite Welt und was in Richtung Urlaubsgefühl.
Gezwitscher, Knospen, viel Blau und frische Wäsche: Jetzt!
Die Ampel wird grün, die wartenden Autos düsen los mit ihren gewischten Scheiben, dabei will das doch wirklich keiner so genau sehen. Ich will Vögel, die vorm Fenster zwitschern und endlich ordentlich Knospen an den knorrigen Ästen. Ich will blauen Himmel und Frische-Wäsche-Duft, weil die Nachbarin gegenüber ihre Wäsche endlich wieder quer über den Balkon aufspannt.
Ich blüh noch nicht, aber bald will ich das tun. So langsam streck ich schon mal das Köpfchen raus und schäle mich aus den wollenen Schichten. Vielleicht braucht es in diesem Frühling auch mal Neon-Lack und den ein oder anderen Spaghettiträger unterm Strick. Auf unserem Klo hängt jetzt ein Zwitscherkasten. Er hat Batterie und reagiert auf Licht. Zumindest das müsste also klappen!
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